Leopardenpfote

<< Große Eiche

Ich kam im Lager an, brachte die Eidechse schnell zur Frischbeutespalte und huschte dann in den Schülerbau, um mich ausgestreckt in mein Nest zu werfen.
"Endlich!", dachte ich zufrieden, vergrub die Nase unter den Pfoten und schlief fast sofort ein, es war gerade mal Sonnenhoch vorbei.

Sofort besserte sich meine Laune wieder, als Schimmerstern endlich verkündete, dass wir ins Lager zurückkehren würden. Mein Schwanz stellte sich auf, die Eidechse baumelte munter aus meinem Maul. So folgte ich der Anführerin hinterher, mit meinen Gedanken war ich bereits bei meinem Nest.

>> Lager

Mit weiten Sätzen sprang ich der Maus hinterher und musste abrupt abbremsen, als plötzlich Schimmerstern in meinem Sichtfeld auftauchte. Ich grub die Vorderpfoten in den weichen Boden und schlitterte die letzten Fuchslängen, bevor ich zum Stehen kam, meine Mentorin hatte die Maus erlegt.
"Ich hätte sie noch erwischt!", miaute ich zuversichtlich und suchte nach meiner Eidechse, um wenigstens die mit ins Lager zu bringen. Ich war müde, meine Pfoten schmerzten und es musste bereits längst nach Sonnenhoch sein. Meiner Meinung nach ging diese Jagdlektion bereits viel zu lang.

Nach einer Weile nahm ich den schwachen Geruch einer Wühlmaus wahr und widerwillig erhob ich mich auf die Pfoten. Jedoch konnte nicht einmal ich es verantworten, ein Beutestück so offensichtlich zu verschmähen. Ich machte die Richtung aus und schlich mich an das kleine Tier an, welches im hohen Gras an einer Nuss knabberte. Ich duckte mich und wollte zum Sprung ansetzen, als meine Pfoten einen morschen Zweig berührten. Es knackte und der Kopf der Maus schoss nach oben. Kurz starrten wir uns an, die kleine Nase zuckte alarmiert, dann sauste sie bereits los, ich hinterher. Die Wühlmaus lief genau in Schimmersterns Richtung.

Ich brummte unwillig, fast hätte ich geknurrt, doch ich konnte es rechtzeitig zurückhalten. Mit betont langsamen Schritten stapfte ich davon, dann verschwand ich hinter einen Busch, wo sie mich nicht sehen konnte. Ich ließ mich auf einen Fleck Moos fallen und witterte.

Schimmersterns Lob war klein, ihre Forderungen schienen dafür heute keine Grenzen zu kennen. Ich seufzte demotiviert.
"Können wir nicht wieder ins Lager zurück? Meine Pfoten schmerzen!", klagte ich und ließ mich zur schlaffen Eidechse in die Wiese fallen. Ich wollte schlafen und darüber nachdenken, wie ich Basilikumpfote wiedersehen könnte.

@Schimmerstern

Ich knurrte leise, unzufrieden, und legte mich - so weit wie möglich von Schimmerstern weg - auf die Lauer. Ich prüfte die Luft und musste feststellen, dass absolut kein Beutetier in der Nähe zu sein schien. Meine Ungeduld wurde größer. Letzten Endes hörte ich doch ein Rascheln zu meiner Rechten. Ich schnellte herum, schnappte in das lange Gras, jedoch ins Leere. Dann begann die Verfolgungsjagd, bis ich die kleine Eidechse in meinem Maul baumeln hatte. Einigermaßen stolz trabte ich auf die Anführerin zu und zeigte ihr meinen Fang.

Ich verdrehte die Augen, als Schimmerstern weiter motzte, und visierte stur den Stock an. "Und die Beute läuft dir in die Pfoten!", äffte ich sie in Gedanken nach und begann, mich in der Jagdstellung nach vor zu schieben. Das war gar nicht so einfach, weil rund um die Eiche Blätter und kleine Äste lagen, die mich verraten könnten. Ich schaffte es aber einigermaßen ohne Geräusche in Sprungweite zu gelangen, dann drückte ich mich mit den Hinterpfoten weg und landete etwas wackelig, aber dennoch zielgenau, auf dem Stock. Ich tat so, als würde ich das "Tier" erlegen. Dann sah ich zu Schimmerstern, ohne große Erwartung, von ihr etwas Positives zu hören.

Schimmerstern war grummelig und normalerweise würde auch mir das die Laune verderben, denn nichts war schlimmer als eine grummelige Mentorin, die einen ständig anmeckerte. Doch heute, nach meinem heimlichen Treffen, fühlte sich alles so leicht an und ich hörte kaum auf ihren verärgerten Unterton. Stattdessen ließ ich von dem hübschen Schmetterling ab und hockte mich in meine Jagdstellung. Mein Bauch lag flach über dem Boden, aber so, dass er im Gras nicht viel rascheln würde. Meine Hinterpfoten waren angespannt, so konnte ich mich nach vorn schieben oder wegspringen, je nachdem wie nah das Beutetier war. Zum Schluss korrigierte ich noch meine Schwanzstellung - ich hielt ihn tief, damit er mich nicht verraten würde. Mit wachen Augen sah ich zwischen den Grashalmen zu Schimmerstern.

<< Lager

Ich kam bei der Großen Eiche an und stellte mich gleich auf die Hinterpfoten, um meine Krallen zu wetzen. Dabei streckte ich mich in voller Länge durch.
"Und? Was machen wir heute?", fragte ich neugierig und witterte gleich nach Beute, wurde dann aber von einem Schmetterling abgelenkt.

Ohne ihre Warnung sonderlich ernst zu nehmen, folgte ich ihr aus dem Lager. Zum zweiten Mal an diesem Tag. Sofort schweiften meine Gedanken wieder zu Basilikumpfote und in meinem Bauch begann es angenehm zu kribbeln.
"Morgen seh ich ihn wieder...", freute ich mich, dann sah ich zu, dass ich Schimmerstern nachkam.

>> Große Eiche

Eine Erwiderung lag mir auf der Zunge, um mich zu verteidigen, doch mein Gefühl sagte mir, dass ich lieber keine Diskussion anfangen sollte.
"Ja, Schimmerstern", miaute ich artig und verdrehte innerlich die Augen.
"Trainieren wir jetzt?"

Schimmersterns Fauchen erreichte mich noch bevor ich auch nur annähernd bei ihr war. Meine Pfoten bremsten ab und ich legte überrascht die Ohren ab, da ich nicht mit diesem Ton gerechnet hatte. "Au weia... sie weiß davon!", dachte ich beunruhigt und ging die letzten Fuchslängen zu meiner Mentorin, die nun mit Sicherheit das restliche Lager wachgeschrien hatte.
"Guten Morgen, Schimmerstern", miaute ich sichtlich kleinlaut und sah von geduckt von unten zu ihr hoch.
"Ich ... äh ... wollte mich doch nur nützlich machen!", versuchte ich zu erklären und kramte in meinem Kopf nach Ausreden. Dann richtete ich mich wieder auf, da mir von der Demutshaltung die Schultern wehtaten.
"Azurpfote wird mich decken!", dachte ich hoffnungsvoll. Das musste sie einfach.
"Azurpfote hat schlecht geschlafen. Sie hatte einen Albtraum und ist aufgewacht. Ich weiß doch, wie schlecht es ihr immer geht, also bin ich los und hab Lavendel gesucht. Das hilft gegen Unruhe." Mit neuem Selbstbewusstsein sah ich Schimmerstern an, schließlich war die Hälfte davon wirklich wahr.

"Ach Azur, das wird schon! Die Anführer werden das regeln, aber wenn nur eine Wasserclan Katze meint, eine Pfote auf unsere Felsen zu setzen, dann werden wir unseren Standpunkt schon klarmachen!", miaute ich überzeugt und kratzte mit der Pfote demonstrierend durch die Luft. Dann schmiegte ich mich wieder an sie.
"Mach dir keinen Kopf, Schwesterchen, ich pass auf dich auf", versprach ich schnurrend und sah dann, dass Abendpfote angekommen war.
"Hallo große Schwester! Viel Spaß beim Kräuter buddeln! Ich geh dann mal trainieren", grinste ich und sprang davon, um Schimmerstern zu suchen.

@Schimmerstern ?

<< Versammlungsbaum

Ich kam ins Lager getrottet, die Sonne hatte sich mittlerweile deutlich über den Horizont gehoben. Der Schutz der Nacht war verschwunden, doch das kribbelige Gefühl blieb. Am Lagereingang traf ich auch gleich auf Azurpfote und mich durchfuhr das schlechte Gewissen, weil ich sie in der Morgendämmerung allein gelassen hatte.
"Hey Schwesterchen, wie geht's dir?", fragte ich sie und drückte mich schnurrend an ihre Seite. Aus den Augenwinkeln versuchte ich zu erkennen, ob meine Mentorin irgendwo in der Nähe war.

Ich versuchte, meine übermäßig in mir aufquellende Freude zu verbergen, als ich energiegeladen auf die Pfoten sprang.
"Ja, ist wohl besser so, sonst brummt sie dir noch Lagerarrest auf, oder so", kicherte ich und drückte meine Nase zum Abschied rasch an seine Wange.
"Bis bald, und verlauf dich nicht wieder!", rief ich ihm noch grinsend zu, während ich bereits den Hang zu meinem Territorium hochsprang. An Schimmerstern hatte ich die ganze Zeit nicht gedacht. Aber so wie ich sie kannte, war sie vermutlich ohnehin zu sehr mit Anführersachen beschäftigt gewesen, als dass sie bemerkt hätte, dass ich weg war... Meine Gedanken immer noch bei Basilikumpfote, versuchte ich mir den Weg zurück ins Lager zu bahnen, ohne aus Versehen gegen einen Baum zu laufen.

>> Lager

Mein Schweif richtete sich vor Freude auf, während meine Schnurrhaare verlegen zuckten. So hatte ich mich noch nie gefühlt. Er faszinierte mich. Ich wollte mehr von ihm. Mich länger mit ihm unterhalten oder ihn einfach nur... ansehen.
"So bald wie möglich?", schlug ich deshalb vor und grinste ihn breit an. Ich mochte das neue Gefühl, hatte ich beschlossen. Es war ähnlich, wie das das ich hatte, wenn ich Azurpfote ansah und doch so ganz anders.

(Timeskip?)

"Ach, mach dir keine Gedanken! Deine Mentorin muss blöd sein, wenn sie lieber etwa mit einer anderen Schülerin macht", schnurrte ich und ein leises Gurren entkam meiner Kehle, als er meinte, wenigstens hätte er so mich wiedergetroffen. Ich knetete den Boden mit meinen Pfoten und mir wurde bewusst, dass dieser kurze Moment des Friedens nicht ewig währen könnte.
"Kann ich dich irgendwann wiedersehen?", fragte ich ihn und sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an. Ich wollte ihn wiedersehen, das wurde mir klar, als ich in seine tiefen, blauen Augen blickte.
"Hör auf, Leo, und verschwinde von hier, bevor du noch tiefer in den Fuchsmist sinkst! Argh! Die Eulen sollen mich holen, ich bin sowas von erledigt!", verfluchte ich mich in Gedanken selbst, doch meine Pfoten waren wie angewurzelt.

Ich gähnte noch einmal und warf Basilikum einen mitfühlenden Blick zu.
"Klingt echt nicht so toll. Hasenröte... Ist das die Kätzin, die neben dir bei der Versammlung war?", fragte ich neugierig und streckte meine Pfoten mir.
"Du bist sicher viel besser als diese Schülerin", versuchte ich ihn zu trösten, auch wenn ich noch nie gut in diesen Dingen gewesen war, und schmiegte mich schnurrend an ihn.