Nachtblick

Ich war wieder zurückgetreten, nachdem ich meine Schülerin erhalten hatte, und beobachtete mit wachen Augen den Rest der Zeremonie. Als Schimmerstern die Versammlung beendete, sprach sie von einem Aufbruch zu einem Treffen mit den anderen Clans, von dem schon seit einigen Tagen die Rede war. Da ich keine explizite Einladung von Schimmerstern dazu bekommen hatte, zog ich den Schluss daraus, nicht mitkommen zu sollen. Also gab ich Rehpfote einen zögerlichen Wink mit dem Kopf und zog mich zum Lagerrand zurück.

Ich bemerkte, wie Rehpfote den Kopf streckte, um meine Nase zu berühren, und reagierte, indem ich meinen Kopf etwas zu schnell nach unten beugte, sodass wir leicht zusammenstießen. "Upps..."
"Es ehrt mich, Schimmerstern, dass du mir so bald schon eine Schülerin anvertraust. Ich werde mein Bestes als Mentor geben", versprach ich, um mein Missgeschick schnell zu vertuschen. Innerlich jedoch war ich ziemlich nervös, denn ich wusste nicht, was ein Mentor alles machen musste.

Als mich Schimmerstern ansprach zuckte ich heftig zusammen. Würde ich jetzt Ärger bekommen? Doch dann sprach sie von meiner Schülerin, was mich nur noch verwirrter machte. Erstaunt hob ich den Kopf und blickte zu der kleinen Kätzin, die bereits vorne stand. Meine Pfoten kribbelten vor Aufregung und Nervosität, als ich langsam nach vorne irrte und Anführerin und Schülerin schließlich gegenüberstand. Etwas hilflos sah ich mich um. Musste ich etwas machen? Was musste ich machen? Ich sah zwischen Schimmerstern und der Schülerin hin und her.

<< Südgrenze Wipfelclan

Ich kam mit der restlichen Patrouille und vom Wind zerzaustem Fell im Lager an und staunte nicht schlecht, als ich so viele Katzen in der Lagermitte versammelt sah. Offenbar gab es etwas Wichtiges zu besprechen und wie es aussah hatten wir das meiste davon verpasst. Verlegen, auch wenn es nicht meine Schuld war, dass wir so spät zurückgekommen waren, trat ich etwas näher und versuchte, mich so unauffällig wie möglich unter die anderen Katzen zu schummeln, um keinen Ärger zu bekommen.

Die Patrouille war interessant und da ich es von früher und auch von meiner Vergangenheit als Streuner gewohnt war, viel zu laufen, hatte ich selbst damit kein Problem. Es faszinierte mich, wie groß das Territorium war und fast ein wenig enttäuscht, als es zurück ins Lager ging.

>> Lager

Artig trabte ich den beiden Kätzinnen nach, neugierig darauf, was es noch alles zu sehen gab.

>> Südgrenze Wipfelclan

Ich nickte nachdenklich, obwohl es mir noch nicht so ganz einleuchtend war. Dennoch versuchte ich, eine wissende Miene aufzusetzen.

<< Lager

Ich kam hinter Hellschweif an und starrte hinüber zu dem komischen Gebäude, welches ich in der Ferne erspähen konnte.
"Aha", miaute ich und legte den Kopf etwas schief.
"Und wieso gehört das nicht mehr zu euch?", wollte ich neugierig wissen. Unter Mephistos Führung hätte sich die Streunergruppe so ein schönes Stück Land sofort unter die Kralle gerissen.

Neugierig auf meine erste Patrouille aber irgendwie auch nervös, was mich erwarten würde, folgte ich Hellschweif.

>> Westgrenze Wipfelclan

Ich wachte auf, als eine Stimme an mein Ohr drang und sich jemand neben mir bewegte. Müde blinzelnd sah ich auf, meine Augen waren verklebt und ich sah nur verschwommen, konnte aber dann doch Hellschweif und Eismond erkennen. Schnell rappelte ich mich aus meinem Nest auf und folgte beiden nach draußen. Meine Gedanken waren noch bei der Nacht, die ich neben Eismond verbracht hatte. Mir kribbelte das Fell.
"Ich bin bereit", gab ich Hellschweif bekannt und wartete auf ihren Befehl.

Ich betrachtete Eismond, wie sie sich in mein Nest legte - wirklich mein Nest! - und trat unsicher zu ihr. Zuerst wusste ich nicht, wie ich mich am besten zu ihr legen sollte, um es nicht komisch werden zu lassen, dann versuchte ich, mich möglichst an den anderen Rand zu legen, dennoch berührten sich unsere Körper und die Stelle kribbelte merkwürdig. Tief einatmend versuchte ich mich zu beruhigen und schloss die Augen. Es dauerte aber eine ganze Weile, bis ich schließlich einschlafen konnte.

Februar & März 2023

Nach dem ersten Treffen mit Fuchsschwinge, welches Hellschweif mit einer scheinbaren Jagd vertuscht, folgen weitere Treffen und beide Katzen scheinen verbotene Gefühle füreinander zu entwickeln. Neben ihren normalen Tätigkeiten als Zweite Anführerin, kümmert sie sich auch um Rehjunges und Akazienjunges, während Brombeerblüte noch immer tief in ihrer Trauer um ihren verstorbenen Gefährten steckt.

Kristallfeuer erlebt in der Zwischenzeit ein ständiges Auf und Ab von Gefühlen. Obwohl sie sich mit Hellschweif versöhnen konnte, steht sie immer noch im Zwiespalt was Wolf betrifft. Ihr Junges Jade wird währenddessen zum Schüler ernannt, erhält seinen neuen Namen Jadepfote und geht mit seinem Mentor Sturmsplitter auf seine erste Patrouille, wo die beiden eine Wasserclan-Delegation aufspüren und ins Lager geleiten. Jadepfote hat Schwierigkeiten, sich in sein neues Dasein als Schüler einzuleben und flüchtet sich zu Azurpfote in den Heilerbau, welche sich immer noch von ihrem stressbedingten Zusammenbruch im Kriegerbau erholt. Dort berichtet Jadepfote ihr auch, dass Wolf laut seiner Mutter sein Vater sein soll, was er ihr jedoch nicht glauben will, da er, wie Azurpfote ebenfalls, Angst vor ihm hat.
Die Wasserclan-Patrouille, angeführt von Bernsteinstern, begrüßt indessen Schimmerstern, welche dem plötzlichen Auftauchen der Katzen mit Argwohn begegnet. Die beiden Anführerinnen ziehen sich in Schimmersterns Bau zurück und Schimmerstern erfährt von der Forderung, dass sie die Schlangenfelsen an den Wasserclan abtreten soll. Schimmerstern reagiert empört und lehnt ab, was wohl in Folge, wie sie Hellschweif später verrät, einen Kampf bedeuten wird.

Kaum, dass der Wasserclan aus dem Territorium verschwunden ist, begegnet eine überraschende Kaltfront dem Wipfelclan und bringt Schnee und Eis in den eigentlich schon tauenden Wald. Schimmerstern ruft ihren Clan dazu auf, das Lager von den Schneemassen zu befreien und Vorkehrungen für den Schutz der Katzen zu treffen. Mitten in diesem Chaos taucht Pantherpfote auf, ein Streuner, welcher behauptet, seine Eltern seien einst Teil des Wipfelclans gewesen. Nach ihrem Tod hat er sich nun hierher aufgemacht. Ihm wird fürs Erste ein Nest im Schülerbau zugeteilt. Auch Breeze ist ein Neuzugang im Clan, welche unter denselben ungünstigen Bedingungen in das Lager gestolpert ist. Sie freundet sich ziemlich schnell mit Borkenblitz an, welcher, noch verwirrt von dem Gespräch mit Kristallfeuer, die ihm immer noch so bekannt vorkommt, rasch Interesse an der Kätzin findet.

Kristallfeuer verliert währenddessen ihren Schüler Schattenpfote, nachdem sie ihm die Aufgabe gegeben hat, Moos und Nestmaterial für den Kriegerbau zu suchen. Sie muss bis zur Großen Eiche laufen, bis sie ihn in den Schneemassen wiederfindet. Schattenpfote, ohnehin nicht begeistert über seine Mentorin, erhält von ihr eine ziemliche Standpauke und darf das ganze gesammelte Moos alleine ins Lager tragen. Kristallfeuer lässt sich erschöpft in ihr Nest im Kriegerbau fallen, wo Wolf an ihrem Zittern bemerkt, wie kalt ihr sein muss. Kurzerhand beschließt er, sich zu ihr zu legen und sie vertragen sich wieder.
In der Zwischenzeit helfen Seraph, der nun Nachtblick heißt, und Eismond zusammen beim Schneeräumen im Lager. Als es Nacht wird fällt Eismond auf, dass im Kriegerbau bereits alle Nester belegt sind und sie fragt Nachtblick, ob sie sich sein Nest teilen können. Der schwarze Kater ist sich unsicher und fühlt sich überfordert, doch schließlich willigt er ein.

Borkenblitz hat indessen die Nachtwache übernommen und schlägt Alarm, als überraschend Federwolke, die Heilerin des Blitzclans im Lager aufkreuzt. Er informiert Schimmerstern und Abendpfote, die Heilerin des Wipfelclans, nach welcher Federwolke gebeten hat.

Ich blieb abrupt stehen, als ich Eismonds Worte hörte. Mein Herz machte einen Aussetzer, nur um danach sofort um das Doppelte schneller zu schlagen. Ich hatte das Gefühl, meine Pfoten könnten mich nicht mehr aufrecht halten.
"Ähm ... ähm ... klar. Natürlich. Sie ist Zweite Anführerin, das versteh ich. Und mein Nest ist groß genug, also..." Ich tat so, als würde ich mit meinem Blick das Nest inspizieren, nur um ihren durchdringenden, hübschen Augen zu entgehen. Vorsichtig, als wollte ich überprüfen, dass ich nicht gleich umkippte, tappte ich ein paar Schritte in die Richtung.
Sie hat doch wohl nicht meine Gedanken gehört..., dachte ich erschrocken und völlig irrational, denn keine Katze konnte die Gedanken einer anderen hören. Ich blieb stehen, um ihr den Vortritt zu lassen und sich somit eine Stelle auszusuchen, auf der sie schlafen wollte.

Ich nickte Hellschweif zu, als sie uns aufforderte, für heute aufzuhören. Ein wenig zögernd blickte ich auf die Menge an Schnee, die in der letzten Zeit gefallen war. Es war beängstigend viel, doch ich hörte auf ihren Befehl.
"Dann gehen wir mal", miaute ich Eismond zu und probierte mich an einem freundlichen Lächeln, obwohl ich in ihrer Gegenwart irgendwie immer nervös war. Verwirrt über mich selbst schlich ich zum Kriegerbau und suchte mir ein Nest, dass möglichst weit von Wolf entfernt war. Als ich zu ihm hinübersah, bemerkte ich die Kätzin, die mir schon ein paar mal aufgefallen war. Das muss also Kristallfeuer sein, dachte ich. Es war komisch, Wolf mit dieser Kätzin eng an eng zu sehen und mir war es fast peinlich, sodass ich mich schnell zusammenrollte und so tat, als hätte ich nichts gesehen. Ich wünschte, Eismond würde so nah bei mir liegen..., ertappte ich mich bei dem Gedanken und rügte mich im selben Moment dafür. Ich war doch verrückt! Wer sollte mich, Sohn des Mephisto und nun halb blind, schon mögen? Ich war eine einzige Katastrophe! Mit diesen Gedanken und ein Schniefen unterdrückend, versuchte ich einzuschlafen.

"Klar!", nickte ich sofort, froh, etwas zu tun zu haben. Sie hatte wohl meine Gedanken lesen können. Mit einem kurzen Blick auf Eismond lief ich zu einem der Baue und begann, mit den Pfoten den Schnee zur Seite zu schaufeln.

Eismond entschied sich, das Gespräch aufzuschieben und irgendwie war ich froh darüber, dass sie blieb. Ich blinzelte ein paar Mal, da ich das Gefühl hatte, im Augenwinkel einen Schleier zu sehen. Als würde Nebel hereinziehen. Das hatte ich seit dem mich Ahornpfote geheilt hatte und insgeheim wusste ich, dass es nicht mehr weggehen würde.
"Ja, stimmt. Dann würde bestimmt viel von der Beute erfrieren und wer weiß, wie lang wie hungern müssten...", überlegte ich und Angst keimte bei diesen Gedanken auf.
"Vielleicht sollten wir uns nützlich machen?" Ich sah zu dem Krieger, dessen Namen ich noch nicht kannte, wie er begann, den Schnee von den Wegen wegzuräumen.

Zitat

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Ich seufzte. Dann sprach mich jemand von der Seite an und ich erschrack leicht. Ich erkannte Nachtblick und sah ihm in die wunderschönen Augen. Moment mal, wunderschön? dachte ich lleicht verblüfft. Oh... ja... Ich wollte Schimmerstern etwas fragen. maunzte ich und sah eilig zu Boden. Er denkt sonst noch ich bin verrückt!

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Ich blinzelte Eismond unsicher an, als diese sehr hastig und nervös antwortete. Als sie auch noch den Blick von mir abwandte, überlegte ich, etwas falschgemacht zu haben. Verunsichert vertrat ich mir die Pfoten in dem stetig fallenden Schnee.
"Ist es was Wichtiges?" Ich hielt nach der Anführerin Ausschau, die mich erst vor kurzem in dem Clan willkommen geheißen hatte.
"Ich glaube, sie redet gerade mit niemandem. Aber vielleicht hat sie etwas viel zu tun, wegen dem Schnee. Ist schon ungewöhnlich, oder?", versuchte ich das Gespräch aufrechtzuerhalten. Irgendwie war sie mir sympathisch und da ich hier - außer Wolf - keinen kannte, wäre es vielleicht klug, sich ein paar Freunde zu machen. - Ich wäre auch schon damit zufrieden, mir keine zusätzlichen Feinde zu machen. Was davon Wolf für mich war, wusste ich derzeit noch nicht...

Meine Augen weiteten sich leicht, als Wolf begann, über seine Familie und ihre Verteidigung zu sprechen, als wollte er mir drohen. Verwirrt blinzelte ich und legte dann den Kopf schief. Seit wann sah er mich denn als eine Bedrohung für seine Familie? Welchen Grund hätte ich auch, ihr etwas anzutun?
"Nun ... okay. Schön für dich, dass du dein Glück scheinbar gefunden hast. Entschuldigst du mich?", fragte ich, weil ich mich erstens aus diesem unangenehmen Gespräch herausziehen wollte und zweitens mit Eismond sprechen wollte.
"Eismond, richtig? Willst du zu Schimmerstern?", fragte ich die hübsche, weiße Kätzin und musterte sie verstohlen.

"Du ... hast einen Sohn?" Überrascht und mit merkbaren Unglauben in den Augen sah ich Wolf an, denn das hatte ich wirklich nicht erwartet. Kristallfeuer... Der Name war auf der Versammlung gefallen. Sie war wohl nun Mentorin, soweit ich das verstanden hatte. Und eine Clankatze. Wolf musste sie schon in seiner Streunerzeit gekannt haben. Er hat die Streunergruppe hintergangen? Ich dachte nicht, dass er so voller Überraschungen steckt..., überlegte ich und war wirklich erstaunt.
"Und wirst du bleiben?"

Ich seufzte und versuchte, meine Gliedmaßen unter Kontrolle zu bringen, damit sie nicht zu zittern begannen.
"Ich hab dich nie als Clankatze gesehen. Hast du nicht sogar diesen hier einmal angegriffen?", fragte ich Wolf, linste aber an ihm vorbei zu der weißen Kätzin, an welche ich stets denken musste, seit ich in sie hineingelaufen war. Offenbar wollte sie Schimmerstern aufsuchen, schien sich aber nicht ganz zu trauen.