Adler

<< Grenze wo Meeresbrise ihre Jungen gebärt hat

Das Lager, wie sie es nannten, war geräumig und familiär, doch der Regen hatte auch hier die Stimmung verdorben. Mir blieb keine Zeit, mich umzusehen, denn das Junge musste ins Trockene und rasch trippelte ich Krähenschwinge hinterher. Krähenschwinge. Was für lange Namen! Bei Gelegenheit musste ich ihn darauf ansprechen, ob das hier Tradition war. Ich legte das Junge behutsam neben seiner Mutter aufs Moos und betrachtete es noch kurz liebevoll, bevor ich beschloss, der frischgebackenen Mutter ihre Ruhe zu gönnen. Krähenschwinge war bereits wieder verschwunden und ich entdeckte ihn auf der Lichtung, wie er auf eine Kätzin zusteuerte. Da ich nicht wusste, was ich tun sollte, setzte ich mich in den Schutz eines Brombeerbusches und versuchte, mein Fell trocken zu lecken, was jedoch bei diesem Starkregen nicht funktionieren wollte. Schließlich stand ich auf und lief zu Krähenschwinge und der Kätzin, denn vielleicht konnte ich ihnen bei irgendetwas helfen.

Das Junge im Maul baumelnd lief ich Krähenschwinge hinterher, immer noch auf Meeresbrise achtend. Der Regen verklebte schnell mein dichtes Fell und man musste aufpassen, nicht im aufgeweichten Boden auszurutschen. Zu allem Übel wurde der Regen auch mit jedem Wimpernschlag stärker.

>> Krähenschwinge hinterher (mit Sonnenjunges)

Ich nickte und hob das Junge auf, welches ich die ganze Zeit geputzt hatte. (Ich denke Sonnenjunges) Dann wartete ich auf Krähenschwinges Befehl, blieb aber in Meeresbrises Nähe, um sie gegebenenfalls zu stützen.

Die Geburt begann und bald schon nach den ersten Wehen schob Krähenschwinge mir ein kleines, nasses Bündel zu, welches ich vorsichtig zwischen meine Pfoten nahm. Beruhigend strich ich mit meiner Zunge den kleinen Katzenkörper entlang, immer gegen den Strich, um den Kreislauf anzukurbeln und die Kleine warmzuhalten.
"Ein hübsches Fell hast du, ganz wie deine Mama", redete ich leise mit dem Jungen, welches Augen und Ohren noch verschlossen hatte, und schnurrte dabei beruhigend.

Ich beobachtete, wie der schwarze Kater Meeresbrise half und dabei alles andere ausblendete. Die Kätzin tat mir leid, wie sie sich am Boden krümmte und ich versuchte, mich respektvoll im Hintergrund zu halten.

Nebelglanz kam mit einem Kater zurück, der Meeresbrise Kräuter hinlegte und die Kätzin wegschickte, um einen Stock zu suchen. Meeresbrise krümmte sich vor Schmerzen und ließ die Kräuter aus Unachtsamkeit links liegen. Da sich der neuangekommene Kater nun um Meeresbrise kümmerte, gab ich meine Stellung neben ihr auf und zog vorsichtig die Kräuter an mich. Vorsichtig begann ich, die Pflanzen langsam zu zerkauen, dann legte ich den Brei der Kätzin vor das Maul.
"Versuch es aufzulecken. Das ist einfacher", miaute ich sanft und ermunternd.

(Da Meer nun ja doch noch da ist, ist Adlers Ortwechsel auch hinfällig xD)

Reflexartig lief ich zu der Kätzin hin, als diese sich krümmte und ihre Begleiterinnen wegschickte.
"Junge? Okay, okay. Atmen. Ja? Versuch den Schmerz ... wegzuatmen", riet ich ihr und versuchte sie ungefragt zu stützen. Es war ein Instinkt.

Ich erwiderte die Begrüßung der anderen beiden Kätzinnen mit einem freundlichen Blick und senkte höflich den Kopf.
"Freut mich." Die misstrauischen Blicke ignorierte ich, stattdessen fokussierte ich mich auf Meeresbrise, die hier das Sagen zu haben schien, und folgte ihr mit gebührendem Abstand.

>> nach Meeresbrise ins WasserClan-Lager

Da ich das Gefühl hatte, dass dieses Gespräch länger dauern würde, setzte ich mich hin und ringelte den Schweif um meine Pfoten. Mit wachen, blauen Augen sah ich sie nachdenklich an. "Sie hat Temperament", dachte ich amüsiert. Das konnte im Leben sowohl Vor- als Nachteile bringen, wie ich anhand meiner Familie bereits erlebt hatte.
"Du wirst mir wohl vertrauen müssen", antwortete ich pragmatisch und fragte mich gleichzeitig, ob irgendetwas an meiner Körperhaltung Gefahr rief, da ich versuchte, keinerlei Spannung zu erzeugen und mein Körper nun nicht gerade auf Kampf ausgerichtet war.

"Wasserclan", dachte ich und ließ mir dieses Wort auf der Zunge zergehen. Ich hatte auf meiner Reise von den Clans gehört. Nicht viel und auch nicht viel gutes. Die meisten Streuner fanden es wohl blöd, dass Territorium auf diese Art und Weise beansprucht wurde. Meine Schnurrhaare zuckten interessiert.
"Sei gegrüßt Meeresbriese", miaute ich und machte eine Geste mit Kopf und Pfote, wie es mir in meiner Heimat als respektvolle und höfliche Begrüßung beigebracht worden war.
"Ich will euch nichts Böses, im Gegenteil. Ich bin nur auf der Suche nach meiner Schwester."

Eine aggressive Stimme weckte mich aus meinen Tagträumen und mit einem leisen Aufmaunzen sprang ich rasch auf die Pfoten.
"Oh hallo! Welche Grenze denn? Ach und ich bin Adler. Ich bin auf der Suche meiner Schwester und wohl etwas vom Weg abgekommen", versuchte ich zu erklären und grinste schief. Mit meiner Körperhaltung deutete ich an, keinen Ärger zu wollen, da die Kätzin ohnehin schon sehr gereizt schien.

Ich musste zugeben, ich hatte mich ganz schön verirrt. Das hier schien mir so gar nicht der Weg zum Nadelwald zu sein, in der ich meine Beute für den Tag erhoffte. Nein, hier roch es weniger nach Wild und mehr nach Fluss und Fisch, was mich ganz schön irritierte. Mit geöffnetem Maul drehte ich mich im Kreis, um besser wittern zu können, und stieß am Ende ein frustriertes Knurren aus. "Seit diesen Zweibeinern fühle ich mich so inkompetent und nutzlos!", dachte ich missmutig und gab schließlich auf, meine Orientierung war am Ende und in meinem Kopf drehte sich nur alles. Mit einem plumpen Seufzen ließ ich mich ins halbhohe Gras fallen und legte die Schnauze auf die Vorderpfoten.

Ich weiß nicht... vielleicht könnte die Patrouille, die dann von der GV heimgeht, ihn zufällig irgendwo herumlungern sehen?

Ist im Wasserclan noch Platz für einen orientierungslosen, verängstigten Kater? :)