Distel

Etwas missmutig trat ich einen Schritt zurück, als Feuerseele seine Deckung verließ und Kristallblüte ansprach. Gerne hätte ich dieses Gespräch noch weitergeführt, und es war mir gar nicht recht, dass Feuerseele Gaia und mich völlig ignorierte. Doch vor SternenClankatzen interne Machtstreitigkeiten rauszulassen war natürlich auch nicht mein Ziel, deshalb schwieg ich nun vorerst.

Mein Blick wandelte sich und ich schaute sie erschüttert an.
Mit traurigem Tonfall fragte ich: Was? Ihr wollt uns schon wieder verlassen? Das könnt ihr uns doch nicht antun. Wir freuen uns immer sehr über Besuch! Kommt doch mit ins Lager, wir teilen uns ein Stück Frischbeute und plaudern ein wenig über alte Zeiten. Kristallblüte, möchtest du nicht in alten Erinnerungen mit mir schwelgen?
Ich blickte sie überzeugend enttäuscht an, doch meine Körperhaltung machte klar, dass das Bleiben nicht nur ein Vorschlag war.
Langsam drehte sich der Wind, und ein bekannter Geruch wehte mir entgegen. Feuerseele war wieder da. Kurz blickte ich in die Richtung, aus der der Geruch hinter einigen Büschen hervordrang, doch ich ließ mich von der Anwesenheit des Anführers nicht weiter beeinflussen.

Pffft, machte ich auf Gaias Worte hin. Ich würde mir doch meinen Spaß mit den SternenClankatzen nicht verderben lassen, in dem ich sie zu meiner sogenannten Anführerin brachte.
Ich hatte Kristallblütes Worten gelauscht, und sie dabei genau beobachtet.
Auf der Flucht sagst du? Sag nicht der SternenClan ist nicht so ein heiliges Paradies wie alle sagen… miaute ich verächtlich, doch dann blinzelte ich wieder ganz freundlich.
Tut mir Leid um deinen Clankameraden, wir hätten euch so gerne geholfen! Ich lächelte die weiße Kätzin mit funkelnden Augen an, dann senkte ich die Stimme, fast verschwörerisch.
Aber mal ganz unter uns, findet ihr es nicht ein bisschen selbstmörderisch hier herzukommen um nach ihm zu suchen? Ich hoffe ihr habt zumindest jede andere Möglichkeit vorher abgesucht. Denn dass ihr lebend hier rauskommt… Ich pfiff durch die Zähne und schüttelte ganz sachte den Kopf.
Es machte irgendwie Spaß die Kätzin einzuschüchtern. Ich hatte sie eben schon erschaudern sehen, und ich kostete diese Unsicherheit so gerne aus.

Ich zog Luft durch die Zähne ein, als Kristallblüte offen aussprach, was sie vom Dunkelwald hielt.
Du solltest aufpassen, wie du über deinen sogenannten Feind sprichst, wenn du mitten in ihr Territorium eindringst, meine Liebe, miaute ich kopfschüttelnd. Kurz wanderte mein Blick zu der kleineren Kätzin, die sich entschlossen neben sie stellte, doch ich beachtete sie nicht weiter. Mutiges Kätzchen... oder so. Ich wandte mich wieder an Kristallblüte.
Feuerseele ist nicht im Lager, keine Ahnung welche Katzen er heute im Traum bedroht, miaute ich gleichgültig und zuckte mit den Schultern.
Und warum sollte ein SternenClankater bitte in den ach so bösen Dunkelwald gehen? Naja, du tust es ja auch gerade, aber du scheinst dich hier nicht gerne aufzuhalten. Also warum sollte dieser Steinpfote hier sein? fragte ich kopfschüttelnd und musterte Kristallblüte eingehend.

(Lichtpfote kann übersprungen werden)

Ich schmunzelte. Du bist informiert, Kristallblüte, gut gemacht, miaute ich, und meiner Stimme nach zu urteilen war ich gut gelaunt.
Leichten Schrittes lief ich auf die weiße Kätzin zu, welche sich schützend vor die kleinere stellte. Nur sehr knapp vor ihr blieb ich stehen.
Du wirkst so verschlossen, meine Liebe. Freust du dich nicht, deinen alten Clankameraden wiederzusehen? Oder vertraust du mir und der werten Gaia hier nicht? fragte ich sanft lächelnd, wobei ich kurz mit einem Schwanzschnippen auf Gaia deutete, deren Worte ich dabei ignorierte.

Ich nickte bestätigend und nun erhob ich mich doch, ganz ruhig. Dann finden wir mal raus, was da draußen los ist, murmelte ich, und tappte in Richtung des Lagereingangs.
Na sieh mal einer an, sprach ich dunkel, als ich die schneeweiße Kätzin erkannte, die ein Stück vom Lagereingang entfernt stocksteif in der Dunkelheit stand.
Wenn da nicht ein Engel seinen Weg in die Dunkelheit gefunden hat, witzelte ich trocken.

Als Gaia mir von ihrem Tod erzählte, lauschte ich ihr nun aufmerksam. Es war unglaublich, wie die Clans sich für gute Katzen hielten, und es sie dann nicht kümmerte, ob eine Katze starb - nur weil sie nicht Teil ihrer Gemeinschaft war. Gaias Erzählung stärkte meinen Wunsch nach Rache, und ich war so vertieft in den Gedanken, dass ich gar nicht bemerkte, dass sie näher gerückt war, und auch das Knacken nicht. Doch als Gaia neben mir hochschoss kam das Geräusch auch in meinem Gehirn an und ich kniff die Augen beobachtend zusammen, wobei ich jedoch in meiner sitzenden Position verharrte.

Ich musterte Gaia einen Moment lang schweigen, und kurz blickte ich ihr tief in die Augen, ehe ich den Blick von ihr abwandte und in eine weite Ferne starrte.
Weißt du, ich habe die Clans nicht verlassen, um mich von der nächstbesten Katze herumkommandieren zu lassen. Es war unschön genug, Mephisto unterstellt zu sein, aber er hat mir eine ehrvolle Position gegeben, als Lagerführer. Feuerseele und Nachtträne sehen mich als nichts weiter, als eine weitere tote Katze, knurrte ich so leise, dass nur Gaia mich hören konnte.
Dennoch verfolgen sie das gleiche Ziel, den Clans zu schaden. Der BlitzClan hat mich nicht wertgeschätzt, und dafür soll er zahlen. Wenn Feuerseele und Nachtträne eine Möglichkeit sind, dass genau das passiert - so sei es.

Ich blinzelte, nun noch verwirrter.
Hatte die Kätzin Gedächtnisschwund?
Und nach dem Training hast du dich schlecht gefühlt und Feuerseele gefragt ob du Feldrose nochmal sehen darfst, dann bist du aus dem Lager gelaufen und seitdem hab ich dich nicht gesehen. Ist alles in Ordnung mit dir? Besorgt musterte ich die Kätzin. Das war doch nicht normal...

Ich verzog verwirrt das Gesicht.
Was erzählst du? Feuerseele hat dir erlaubt, Feldrose zu sehen, du wolltest dich mit ihr aussprechen und ich habe gewartet. Wie kommst du auf die Idee, ich sei dabei gewesen?

Ich zog fragend eine Augenbraue hoch.
Soll heißen? Was ist passiert?

Ich hatte mich die restliche Zeit über ziemlich gelangweilt, aber meine Lust Kontakte zu knüpfen hielt sich wirklich in Grenzen. Umso schneller war ich jedoch auf den Beinen, als Gaia zurückkehrte.
Sie wirkte schlecht gelaunt, und ich ließ mich neben ihr sinken.
Wie lief's? fragte ich ruhig.

Gaia drückte sich überraschenderweise kurz an mich und ließ mich nachdenklich zurück.
Aufmerksam beobachtete ich das Gespräch und legte etwas verwundert den Kopf schien. Es wunderte mich einerseits nicht, dass Feuerseele zustimmte, aber so schnell? Wenn Feuerseele so schnell einen Wunsch erfüllte, dann steckte meistens ein Plan dahinter. Und ob der für Feldrose gut war?
Kurz überlegte ich, ob ich Gaia folgen sollte, doch entschied mich dagegen. Ich mischte mich nicht in fremde Angelegenheiten ein.
Stattdessen wandte ich mich meiner Fellpflege zu.

Genau das meine ich, erwiderte ich seufzend, als Gaia mir nicht mal zugehört hatte.
Als Feuerseele zurückkam, zuckte mein Ohr in seine Richtung.
Wolltest du Feuerseele nicht fragen, ob du deine Tochter besuchen darfst? Gerade hat er nichts zu tun, erinnerte ich sie recht gleichgültig.

Nach einer Weile, in der ich schweigend neben Gaia gesessen hatte, gähnte ich gelangweilt.
Passiert in diesem Lager eigentlich jemals irgendwas Spannendes? fragte ich leicht genervt.

Ich warf nachdenklich einen Blick zu Feuerseele, der gerade das Lager verließ.
Ich weiß es offen gestanden nicht… Aber ich glaube nicht, dass er dich für die Frage, ob du deine Tochter im Traum besuchen darfst, bestrafen wird, miaute ich zögernd.

Ich zog eine Braue hoch bei ihrem giftigen Tonfall und blickte sie von der Seite her an.
Ich habe nichts gesagt aber deiner Laune nach zu urteilen, machst du dir die selbst, erwiderte ich neutral.

Ich war Gaia gefolgt und blieb nun etwas unschlüssig ein Stück entfernt stehen. Auf dem Weg hatte ich bemerkt, wie sich etwas wie Schuldgefühle in mir breit gemacht hatten. @Gaia sah wirklich nicht glücklich aus, und ich war der Grund, weshalb Feldrose mit Feuerseele gekämpft hatte.
Aber Gaia hat ihre Tochter hergeholt!
Mit einem Schulterzucken tappte ich zu mir und setzte mich schweigend neben sie.

Ich beobachtete aufmerksam den Kampf zwischen Feuerseele und Feldrose. Erst, als letztere langsam verblasste, und zurück in die Welt der Lebenden trat, merkte ich, dass meine Muskeln angespannt gewesen waren. Warum? Welchen Grund für Anspannung hatte ich gehabt. Ich schüttelte leicht den Kopf, es war merkwürdig. Kurz warf ich einen Blick über die Lichtung und sah, wie die eine Hälfte verblasste, und die andere Hälfte Feuerseele zum Lager folgte. So auch Gaia, und sie sah nicht zufrieden aus.
Leise seufzend folgte ich den anderen.
>> Lager des Dunkelwalds

Nachdem Feuerseele die Kämpfe unterbrach, wandte ich mich ganz ihm zu, denn Feldrose würde nun erst recht nicht mehr angreifen. Bei seinen Worten konnte ich ein fieses Schmunzeln nicht unterdrücken, doch gleich darauf wanderte mein Blick zu Gaia, welche ganz und gar nicht glücklich über die Situation schien - natürlich. Das Schmunzeln verschwand aus meinem Gesicht, und ich warf Gaia einen entschuldigenden Blick zu, ehe ich wieder zu Feuerseele blickte.