Sobald ich merkte, wie die WasserClan-Gerüche stärker wurden, blieb ich stehen, und hielt nach einem geeigneten Rastplatz ausschau. Wir konnten nicht im strömenden Regen stehen bleiben. "Sind alle da?", rief ich, und versuchte, das Tosen des Sturmes zu übertönen.
Ich nickte knapp und lief aus dem Bau, mitten in den strömenden Regen. Die Tropfen klatschten auf meinem glatten Fell ab, aber es lief trotzdem ein unangenehmer Schauer meinen Rücken hinab. Dann lief ich zu jedem Bau nacheinander und rief den Katzen zu, sie sollen mit mir mitkommen. Meine Stimme war gehetzt und die Angst, die ich um den Clan und alle Katzen darin hatte, war klar hörbar. "Bitte beeilt euch!", rief ich ihnen allen zu, in der Hoffnung, möglichst schnell an die Nordgrenze zu kommen. "Sollen wir Meeresbrise und ihre Jungen auch mitnehmen?", fragte ich an Bernsteinstern gewandt.
Als ich sah, dass Bernsteinstern und Wolkenrauch mit den kleinen, zappelnden Jungen im Bau ankamen, stand ich sofort wieder auf und machte Platz für Meeresbrise und ihre Jungen. Schmunzelnd betrachtete ich die maunzenden Fellbälle.
Ich nickte Bernsteinstern zu und rannte schnell in die Kinderstube, um mich dort hinzulegen. Ich drehte und wendete mich etwas, bis ich eine angenehme Kuhle geschaffen hatte, und wartete bis Meeresbrise und ihre Jungen ankommen würden.
Ich betrachtete den neuen Kater (Minx) misstrauisch, achtete aber darauf, dass er mich nicht sah. Er weckte ein ungutes Gefühl in mir, aber ich schüttelte es möglichst schnell wieder ab. Nur weil er sich merkwürdig benimmt, muss das nicht heissen, dass er ein schlechter Kater ist. Kopfschüttelnd legte ich mich in mein Nest im Kriegerbau.
Ich hatte mich die ganze Versammlung lang verborgen hinter den WasserClan-Katzen gehalten und den Streit zwischen Bernsteinstern und Schimmerstern beunruhigt beobachtet. Jetzt folgte ich meiner Anführerin mit einem unguten Gefühl zurück in das Lager.
Als wir in das Lager ankamen, sah ich die neuen Katzen sofort. Verstohlen und unauffällig musterte ich sie, bevor ich Nebelglanz zum Kriegerbau begleitete.
Ich hätte mich gerne gegen sie gedrückt, als sie zu zittern begann, traute mich aber dann doch nicht. Einen Moment lang stand ich unschlüssig herum, bis ich mich peinlich berührt abwandte und zum Lager zurücktappte.
Als ich sah, dass Nebelglanz ihre Beute ebenfalls gefangen hatte, tappte ich zu ihr hin. Stirnrunzelnd betrachtete ich ihr nasses Fell. "Hast du kalt?", fragte ich besorgt. "Am besten, wir gehen ins Lager zurück, bevor du krank wirst..."
Ich nickte und entfernte mich einige Schritte von ihr, um selbst eine Beute aufspüren zu können. Schon nach kurzer Zeit roch ich ein Eichhörnchen und schlich mich vorsichtig an. Es roch und sah mich nicht und ich konnte es ohne Problem erlegen.
Ich schnurrte nervös, als sie mich fragte, wo wir jagen sollten. Hoffentlich findet sie es nicht unangenehm, wenn ich ständig entscheide…, dachte ich mir, entschied dann aber, einfach hier zu bleiben. "Hier in der Nähe lebt sicher auch etwas Beute", miaute ich. "Dann müssen wir uns aber mit Landtieren zufriedengeben."
Ich schnurrte belustigt und setzte selbst meine Pfoten in das Wasser. Erschrocken sprang ich wieder hinaus und verzog dad Gesicht. "Du hast rechht, viel zu kalt", miaute ich und schüttelte mich kurz. Bedauernd dachte ich an die Grotte. Dann machen wir das halt ein anderes Mal… Besorgt musterte ich Nebelglanz. "Komm, lass uns etwas jagen, dann wärmst du dich wieder auf", schlug ich vor.
Ich leckte mir kurz nervös über die Lippen. War das wirklich eine gute Idee? "Kannst du gut schwimmen?", fragte ich unsicher. Wenn nicht, wrde ich ihr gar nicht erst sagen, um was es ging, das war viel zu gefährlich. Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn sie wegen mir umkäme… Irgendwie begann ich, es zu bereuen, davon angefangen zu haben, doch ein winzig kleiner Teil von mir wollte es unbedingt machen.
Ich sah mich aufgeregt nach Nebelglanz um, als ich beim See ankam. Ich liebte diesen Ort, es war so ruhig hier... Meine Augen funkelten ungewöhnlich, als ich auf den See deutete. "Lust auf eine kleine Mutprobe?", fragte ich so neckisch wie nur selten. Bei ihr blühte ich einfach auf, auch wenn ich mir noch Sorgen machte, ob sie mich wirklich mochte oder nur aus Mitleid mit mir unterwegs war... Schnell verdrängte ich den Gedanken, so eine war sie nicht.