Dunkelwald » Der Sumpf

Der Sumpf ähnelt dem Finsteren Wald, ist jedoch deutlich schlammiger. Viele Schlammlöcher und dreckige Flüsse ziehen sich hier durch den dichten Wald. Hier gibt es zudem viel verdorrtes Gestrüpp

Nicht schon wieder, war der erste Gedanke in meinem Kopf, als ich den schlammigen Boden unter mir spürte, statt des Heus. Anstatt mich aufzurichten, blieb ich einfach liegen. Ich will doch einfach nur einmal Schlaf... Albträume sind schlimm genug, wenn ich hier bin fühle ich mich beim Aufwachen immer, als hätte ich gar nicht geschlafen... Willst du mich umbringen, Feuerseele?
Ich sprach meine Gedanken nicht aus, ich hielt die Augen einfach geschlossen, und versuchte einfach trotzdem zu schlafen, oder mich wenigstens auszuruhen. Vielleicht will er mir ja nur Angst machen und mich erinnern, dass er irgendwo da ist, vielleicht kommt er selbst heute gar nicht...
Doch das Gefühl, wie oft er mich momentan so einfach zu sich holen konnte, machte sich dunkel und besorgniserregend in mir breit.

Zwar hörte ich nichts von Katzen, die hier waren, doch ich vertraute auf mein Gefühl, und mein brennender Pelz sprach Bände. Fast wäre ich zusammengezuckt, als ich plötzlich ein Räuspern vernahm, doch ich hielt meine Glieder im Zaum, und rührte mich weiterhin nicht, die Augen fest geschlossen.
Man könnte fast meinen, ich wäre am Schlafen.
Nur meine Muskeln waren zu angespannt, was mich bei näherem hinschauen verraten würde.

Innerlich verdrehte ich die Augen, dann rollte ich mich zu Feuerseele herum und öffnete die Augen.
Ich freu mich auch dich zu sehen, begrüßte ich ihn spitz.
Genau genommen habe ich gerade nur eins zu tun, und das ist Schlaf nachholen. Wenn du mich also entschuldigen würdest, gab ich knapp zur Kenntniss, warf ihm einen vernichtenden Blick zu, und rollte mich wieder auf die andere Seite.

Bei seiner plötzlichen Bewegung riss ich erschrocken die Augen auf. Warum fühlt sich diese Situation auch noch so vertraut an... Ich seufzte und drehte mich wieder so, dass ich Feuerseele anschauen konnte.
Dass er mir wehtat, ignorierte ich völlig, ich war Schmerzen gewöhnt.
Will ich ja gar nicht, ich will nur in Ruhe schlafen, miaute ich schulterzuckend.
Und richtig, du bist nicht Stachelkralle, im Gegensatz zu ihm bist du ein schlaues Kerlchen. Also brauche ich dir doch sicherlich nicht erklären, dass du am Ende des Tages doch nur eine tote Katze bist, nicht mehr als eine Traumgestalt. Warum sollte ich also bitte Angst vor dir haben? antwortete ich ihm seelenruhig, war jedoch höflich genug, mich für das Gespräch zumindest aufzusetzen.

Ich verdrehte die Augen. Ich glaube du hast es ein oder zwei Mal angemerkt, betätigte ich, auch wenn es mich in keinster Weise glücklich stimmte.
Wie gut, dass ich keine Familie mehr habe, erwiderte ich trocken, und ließ dabei Lavendel sinnvollerweise weg. Feuerseele wusste meines Wissens nach noch immer nicht, dass sie meine Schwester war.
Das tut mir Leid für Regenschimmer, aber leider muss ich dich enttäuschen. Ich bin eine Lebende, und deine Macht wirkt gerade herzlich wenig auf mich. Wenn du mich also jetzt freundlicherweise schlafen lassen würdest, damit ich in der Welt der Lebenden nicht vor Müdigkeit umkippe, wäre ich dir sehr dankbar, miaute ich spitz und kniff die Augen zusammen. Du wirst mich nicht brechen. Stachelkralle hat es einmal geschafft, du wirst es nicht wiederholen!

Meine Augen weiteten sich bei seinen Worten etwas.
Wie.. was? Aber ich hab doch gar nichts gemacht?!
Was hast du überhaupt mit ihr vor? fragte ich, und versuchte den erstickten Klang aus meiner Stimme zu nehmen, denn in meinem Hals bildete sich wieder einmal ein Kloß.
Die Frage, was ich denn getan hatte, stellte ich nicht. Umso besser wenn er dachte, dass, was auch immer ich getan hatte, beabsichtigt gewesen war, denn wir hatten einen Deal abgeschlossen. Auch wenn mein Ziel nicht gewesen war, ihn zu erfüllen.
Doch meine Augen sprachen wahrscheinlich Bände über meine Überraschung und meinen Unmut.

Ein leises Knurren entfuhr mir bei Feuerseeles erstem Satz, doch ich ließ ihn ausreden. Manchmal bekam man mehr Infos, wenn man jemanden nicht unterbrach.
Doch den Kommentar, den ich nach dem ersten Satz gerne erwidert hätte, vergaß ich mit seinen nächsten Worten.
Mit jedem seiner Sätze spannten sich meine Muskeln mehr an, und ich hatte Mühe, die Tränen zu unterdrücken. Das gilt für dich... für Stachelkralle.. Wie konnte es sein, dass ich mich auf der Seite des finsteren Waldes befand, wenn ich doch alles dafür tat, damit genau das nicht passierte? Mein Leben lang hatte ich mich gegen Stachelkralle zur Wehr gesetzt, es war einfach unmöglich, dass ich mit ihm auf einer Seite stand. Gegen die Clans. Und doch hast du die Clans verlassen, genau wie er... Du hast sie alle im Stich gelassen...
Ich schloss kurz die Augen, und eine einzelne Träne konnte ich nicht zurückhalten, als sie über mein Gesicht rann und auf den Boden tropfte. Schnell öffnete ich die Augen wieder.
Reiche ich dir nicht? Reicht es dir nicht, dass du mir den Schlaf raubst, und mich als Marionette für deine finsteren und unergründlichen Zwecke ausnutzt? Musst du wirklich Hasenröte mit hineinziehen? Wie kann sie dir besser von Nutzen sein als ich? fragte ich in die Stille hinein, und versuchte meine Stimme fest klingen zu lassen, auch wenn mir das herzlich wenig gelang. Dass ich Feuerseele nicht sah, bedeutete nichts. Ich kannte ihn gut genug leider, um zu wissen, dass er deshalb noch lange nicht weg war.

Ich wollte schon eine patzige Antwort auf seine Korrektur geben, doch bei seinen nächsten Worten schloss ich meinen Mund ungläubig.
Einfach so? Was ist denn jetzt los?
Danke für die Erlaubnis, oh holder Anführer dieses Waldes, fand ich meine schnippische Sprache kurz darauf wieder. Wenigstens lieber Albträume als Albtraum-Wachheiten, oder was das hier auch ist...
Doch in diesem Moment kam mir ein Gedanke... War es möglich..? Ich schluckte, und suchte mit den Augen nach Anzeichen, dass Feuerseele bereits ganz verschwunden war.

Ich hatte gerade beschlossen, dass die Lust rein war, und Feuerseele tatsächlich gegangen war, als ich ein Miauen hörte, das ganz eindeutig nicht von Feuerseele stammte. Heftig zuckte ich bei der Stimme zusammen. Das hast du nicht getan, Feuerseele... knurrte ich leise und unterdrückte die in mir aufkochende Wut. Mein erster Impuls war es, auf Hasenröte zuzulaufen und sie anzusprechen, doch ich entschied mich um. Noch gewöhnten sich ihre Augen wohl an die Dunkelheit, und so rettete ich mich eilig aus ihrem Sichtfeld und verschwand hinter einem Baum. Bitte, sei einfach nicht neugierig, schlaf einfach wieder ein und verschwinde, bevor dich hier jemand bemerkt. Wenn du nichts hier gemacht hast, außer aufzutauchen und zu verschwinden, ist es vielleicht als wäre nichts passiert... Zwar glaubte ich selbst herzlich wenig daran, doch ich konnte nur hoffen und merkte gar nicht, wie ich mir in meiner Anspannung heftig auf die Unterlippe biss (jaaa die existiert bestimmt!).

Ich schluckte schwer, als ich Hasenrötes Worte vernahm. Sie denkt, sie sei in einem ganz normalen Traum.. Dann sollte man sie vielleicht in dem Glauben belassen... Aber wenn ich mich zeige, wird es schon kein normaler Traum mehr sein, egal wie viel Traumgestalt ich gerade bin...
Fieberhaft überlegte ich, wie Hasenröte am schnellsten von hier verschwinden würde, bevor Feuerseele zurückkehrte.
Dann hatte ich einen Einfall. Wenn sie eh denkt, dass das hier ein Traum ist... dann machen wir doch etwas daraus...
Sei gegrüßt, Hasenröte, wisperte ich, und die Bäume gaben, wie von mir beabsichtigt, meine Worte mit einem leisen Echo wieder.
Du hast nicht viel Zeit, sprach ich im gleichen Tonfall weiter.
Hasenröte, dir steht eine wichtige Aufgabe zu... Du musst dem BlitzClan helfen. Du musst dich der Gefahr stellen, improvisierte ich.
Eine Warnung vom SternenClan - damit ist ihre Lüge keine mehr, sie denkt nur, dass es eine Warnung vom SternenClan ist... Ich bin ja offenbar eh schon verloren... Hoffentlich erkennt sie meine Stimme nicht!

Ich unterdrückte ein Fauchen, als Hasenröte am Ende doch meine Stimme zu erkennen schien.
Statt auf die Frage einzugehen, sprach ich weiter fast flüsternd.
Pass auf dich auf, Hasenröte. Gefahr kann überall lauern. Innen, außen, auch die Mächte von oben können eine Gefahr darstellen, hauchte ich, und bei dem letzten Teil erstickte meine Stimme. Mein Herz klopfte. Wenn Feuerseele jetzt gerade hier war, hatten wir beide ein mächtiges Problem. Aber was soll ich denn sonst tun..? Bitte versuch nicht mich hinter den Bäumen zu finden, Hasenröte... Schlaf einfach wieder ein und alles wird gut... vielleicht.

Ich schloss frustriert die Augen. Da braucht man einmal eine ersthafte Hasenröte und dann verhält sie sich so...
Besorgt blickte ich mich nach allen Seiten um, ob nicht doch irgendeine Dunkelwaldkatze sich näherte.
Ich hätte noch viel weiterimprovisieren können, aber ich entschied, dass es nichts brachte. Hasenröte sah diesen Traum als irgendein Gespinst ihres Geistes und dementsprechend konnte ich ihr wahrscheinlich auch unter die Augen treten, doch ich hatte Angst, dass ich zu... naja real rüberkäme, weshalb ich mich nun schweigend hinter dem Baum zusammenkauerte.
Du siehst mich nicht, ich bin nicht da... Akzeptiere es bitte einfach!