RE: Traumbereich - 6

Ich schlug die Augen auf. Ein dumpfes Pochen in meinem Kopf machte deutlich, dass ich üble Kopfschmerzen hatte, obwohl ich diese im Moment nicht spürte. Wo war ich?
Ich sah mich um, doch ich erkannte diesen Ort nicht. Eine Graslandschaft und ein wolkenverhangener Himmel...

Ich tappte langsam über die Graslandschaft, stetig auf die Heilerin zu.
Du bist ziemlich überanstrengt, was? fragte ich schwach lächelnd, während ich näher kam, und meine Stimmung hallte bereits aus der Ferne zu ihr, während meine Gestalt für sie langsam schärfere Umrisse annahm. Hach, irgendwie mochte ich die kleinen Effekte der SternenClankatzen...

Ich fuhr herum, als eine Katze mich ansprach. Etwas überrascht musterte ich sie von unten nach oben. SternenClan?... definitiv. Sie hat Sterne im Pelz... Ich stockte leicht und sah dann von der SternenClan Katze weg und ließ meinen Blick über die Umgebung schweifen. Ja vermutlich... murmelte ich und knetete den Boden mit den Pfoten. Habe ich wirklich so unter Stress gestanden, dass ich bewusstlos geworden bin?
Ich schämte mich irgendwie dafür. Dann sah ich wieder zu der Katze. Das letzte mal dass ich hier war... war es hier noch nicht so unheimlich... Ich zeigte auf den wolkenverhangenen Himmel mit der Schwanzspitze. Das war für mich nicht SternenClan like...

Ich folgte ihrem Schwanzschnippen mit dem Blick.
Hmm, machte ich nachdenklich.
Dann ist das schon eine Weile her, würde ich sagen, murmelte ich, dann blickte ich wieder zu ihr und setzte mich ruhig, deutet ihr mit dem Schwanz es mir gleich zu tun.
Du wirst hier zwar eigentlich nicht umkippen. Aber wir wollen es auch nicht riskieren, miaute ich langsam, dann musterte ich sie, insbesondere das Kneten schweigsam.
Du fühlst dich unwohl, stellte ich fest. Was geht dir durch den Kopf?

Ich seufzte lang und tief und setzte mich. Viel gab ich dann zu. Stachelkralle war ein verräter. Das mal zum einen. Er hat so viel Schaden angerichtet. Aber ich kann mir einfach nicht erklären, wieso eine Katze so etwas tun kann? ich zuckte hilflos mit den Schultern. und ich habe Schuldgefühle... ich habe viel zu spät bemerkt was los war. Schneepfote hätte meine Hilfe gebraucht und die Zeichen, dass sie diese Hilfe braucht, die gab es. Aber ich war blind. ich sah zu Boden. Ich verdiene es nicht die Heilerin des BlitzClans zu sein. Meine Stimme war kaum lauter als ein Flüstern und sie brach am Ende des Satzes. Ich war nutzlos. Wie konnte ich jemandem nutzen, wenn ich bei der Aufgabe, anderen zu helfen so versagt hatte?

Mit warmem Blick lauschte ich ihren Worten, und lächelte traurig und mitfühlend.
Stachelkralle ist ein machtsüchtiger Kater, der nicht bekommen hat, was er wollte. Das macht Katzen mit der passenden Veranlagung leider zu rachsüchtigen Monstern, murmelte ich seufzend. Das vermag wohl niemand zu ändern...
Ich schwieg eine Weile.
Ich bestreite nicht, dass es Zeichen gab, so gut war nicht mal Stachelkralle, sprach ich langsam und blickte dabei nachdenklich zum wolkenverhangenen Himmel.
Aber dennoch bist du eine gute Heilerin. Du warst da, wo du konntest. Und es war schwierig zu erkennen. Stachelkralle ist ein grandioser Schauspieler, das muss man ihm lassen. Ihm zu misstrauen war unglaublich schwer. Und Schneepfote hätte es nicht über's Herz gebracht, dich einzuweihen...
Abermals schwieg ich nachdenklich, bis ich irgendwann murmelte.
Das was passiert ist, war ihr Kampf, und nur sie konnte sie ausfechten. Sie hätte dir nichts gesagt und zwar aus gutem Grund. Ich vermag es nicht, die Zukunft zu sehen, doch ihr könntet beide tot sein, hätte sie es verraten. Sie hat ihren Kampf gekämpft, und sie hat ihn gewonnen.
Nun blickte ich Federwolke wieder an, und mein Blick wurde stechend.
Doch das war erst der erste Kampf. Der Krieg wird kommen, und für diesen wird sie Hilfe brauchen, Federwolke. Nun bist du Teil des Krieges, und darum musst du an ihrer Seite stehen, sprach ich ernst.
Schneepfote und du, ihr steht euch näher als ihr beide denkt, fügte ich geheimnisvoll hinzu. Euer Band wird euch helfen, wenn ihr es nutzt!

Ich lauschte den Worten der SternenClan Katze, während das Blut in meinen Ohren rauschte. hat sie Recht? Wohlmöglich... hat Stachelkralle seine Rolle zu gut gespielt und Schneepfote hat sich zu spät an mich gewandt... Vermutlich hat Lichtpfote Recht. Viel mehr habe ich nicht tun können. Ich habe Schneepfote gefunden und zurück ins Lager gebracht. Hätte ich das nicht getan, dann hätte er Flechtenregen nicht angegriffen und wäre auch nicht aufgeflogen... Dann stutzte ich als die SternenClan Katze auf einmal etwas anderes erwähnte... Bitte... was? Was meinst du mit einem Krieg... und welches Band? Verwirrt und überfordert sah ich Lichtpfote an. Bitte sag mir was du damit meinst flehte ich

Ich schaute sie lange an.
Es ist noch lange nicht vorbei, Federwolke. Und es wird nicht einfach werden. Ihr müsst zusammenhalten, mehr denn je! Die Gefahr lauert noch immer, noch immer überall, warnte ich sie dunkel.
Ein Band wie das zwischen dir und Schneepfote ist schwer zu zerreißen, doch ist es einmal gebrochen, kann kaum etwas es wieder reparieren. Ihr müsst es finden, denn ich spüre, dass es bei Schneepfote langsam anreißt, miaute ich ernst.
Einmal bekannt und die Dornen davor aus dem Weg geräumt, wird es euch beide stärken, das versichere ich dir, fügte ich hinzu.
Schneepfote weiß es tief in sich drin. Schon eine ganze Weile will das Band zutage treten, und hat es noch nicht geschafft. Du musst ihr helfen, die Zeichen ihrer Seele zu verstehen! trug ich ihr auf.

Ich hörte aufmerksam zu. band zwischen mir und Schneepfote... Vor meinem inneren Auge blitzten ein paar Bilder auf... Meine Mutter... Ich blinzelte.
Was soll das bedeuten?
Die Zeichen ihrer Seele verstehen wiederholte ich, dann seufzte ich tief. Wie ich Rätsel hasse miaute ich frustriert

Ich gluckste ein wenig bei ihrer Frustration.
Sie bringen euch dazu, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Euch die Antworten einfach zu geben würde euch langfristig nicht weiterbringen, erklärte ich zwinkernd.
Ich glaube, auch du kennst die Antwort tief in dir drin. Für dieses Rätsel musst du die Welt nicht mit anderen Augen sehen, denn deine sind bereits der Schlüssel des Rätsels, miaute ich, und blickte ihr tief in die klargrünen Augen.

Ich seufzte. Die SternenClan Katze hatte Recht... Ich kniff die Augen zusammen und grübelte hin und her... Ein Band, das nicht zerreißen sollte und das uns stärkt... Das Zeichen ihrer Seele verstehen... ihrer Seele... unserer Seele... Tief in mir drin... Die Welt mit anderen Augen sehen... Plötzlich riss ich die Augen auf.
Ich hatte verstanden
Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und kurzentschlossen schmiegte ich mich an Lichtpfote. Danke flüsterte ich.

Ich beobachtete sie, während sie offenbar angestrengt nachdachte. Ihr Stimmungswechsel zeigte mir deutlich, dass sie verstanden hatte, und ich lächelte zufrieden. Zwar hatte ich nicht kommen sehen, wie schnell sie meine Worte verstehen würde, doch Federwolke war schlau, und daher überraschte es mich nicht.
Als sie sich an mich schmiegen wollte, trat ich eilig einen Schritt zurück und warf ihr einen entschuldigenden SternenClan halt... Blick zu, lächelte jedoch warm.
Dafür bin ich da, ich bin froh, dass du verstanden hast, miaute ich nickend.
Du solltest langsam wieder aufwachen, dein Clan braucht dich, ganz besonders Schneepfote. Mein Blick wurde dabei abermals todernst.
Ich glaube keiner erahnt, wie sehr sie tatsächlich leidet. Noch viel mehr, als sie preisgibt...
Ich schwieg kurz, dann murmelte ich: Ich mache mir wirklich Sorgen um sie, Federwolke. Wie sich ihr Verhalten in letzter Zeit verändert lässt nichts Gutes erahnen. Sie braucht dich jetzt, mehr denn je!
Mein Blick veränderte sich und wurde warnend. Der Krieg wird kommen, die Dunkelheit will euch verschlingen. Nur euer Zusammenhalt kann euch alle retten!
Dann wurde mein Blick wieder mitfühlend und warm.
Denk immer daran, du bist eine gute Heilerin. Der SternenClan steht hinter dir. Pass auf dich auf, Federwolke!

Ich nickte nur. Schneepfote brauchte mich tatsächlich. Ich muss das zwischen uns endlich klären. Es hat schon viel zu lange gedauert.
Dann plötzlich veränderte sich Lichtpfotes Stimme und ich schluckte. Wieder eine Warnung... dachte ich, versuchte mir aber nichts anmerken zu lassen. Darüber würde ich später nachdenken.
Danke flüsterte ich bevor erneut alles in Dunkelheit gehüllt wurde.

>>Lager

Ich blickte Federwolke schwach lächelnd hinterher, dann tappte ich gedankenversunken zurück zum Lager.

>> Sternensee

<< Sternensee

Ohne Probleme fand ich einen Ort, der sich völlig richtig anfühlte. Jetzt setzte ich mich hin und wartete darauf, dass Eulenpfote erschien - sie schlief ja, theoretisch sollte das kein Problem sein. Ausserdem glaube ich, dass sie mich sehen wollte.

<< Lager

Ich schlug die Augen auf und erwartete, wieder in meinem Nest in der Kinderstube zu liegen, doch befand ich mich irgendwo auf einer grünen Wiese. Das war der Moment, wo ich realisierte, dass ich wohl immer noch träumte. Nur dass sich dieser Traum anders anfühlte als bisherige. So viel realer und bedeutungsschwerer. Ich drehte mich im Kreis und entdeckte eine kleine Katze in meinem Alter. Bei dem Anblick stellte sich mir das Fell zu Berge.
"Disteljunges?", fragte ich ungläubig und wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.

Ich räusperte mich, als Eulenjunges mich fast schon entsetzt anstarrte. "Äh... willkommen im SternenClan?", miaute ich schulterzuckend. "Glaube mir, ich habe auch keine Ahnung, was hier wirklich abgeht. Aber anscheinend habe ich dich irgendwie zu mir gerufen."
Nervös wollte ich von einer Pfote auf die andere treten, aber ich liess es bleiben. Eulenpfote schien von meinem Anblick so geschockt zu sein, dass es wohl sicherer war, wenn ich tat, als wäre ich völlig selbstsicher. Ich räusperte mich wieder und sah unschlüssig in die Baumwipfel hoch. Ich hatte sie eigentlich wütend anfahren wollen, warum sie nicht Schülerin sein wollte, aber das liess ich dennoch bleiben. Stattdessen versuchte ich jetzt krampfhaft, mir etwas, das ich sagen konnte und nicht völlig blöde klang, einfallen zu lassen.

"Sternenclan?!" Ich starrte ihn weiterhin entsetzt an.
"Heißt das etwa, ich bin tot?!" Erschrocken darüber versuchte ich mich daran zu erinnern, was geschehen war und wieso ich nun hier war. Und was hieß das, er hätte mich zu sich gerufen? Ich verstand gar nichts mehr.
"Wie ... ist es im Sternenclan? Und ... wieso hast du mich gerufen?", fragte ich mit zittriger Stimme.

Ich schüttelte entsetzt den Kopf. "Nein, du bist noch quietschlebendig!", versicherte ich ihr. "Das ist der... Traumbereich, glaube ich. Hier können SternenClan-Katzen mit Lebenden sprechen."
Ihre letzte Frage überrumpelte mich und ich musste einen Moment lang überlegen, was ich dazu sagen sollte. "Ich... wollte dich einfach sehen...", erklärte ich und spürte, wie die Hitze meinen Pelz hochkroch. Dann schaffte ich es, meine Fassungslosigkeit zu überwinden und raffte mich auf. "Also, warum hast du dich geweigert, Schülerin zu werden, na? Dachtest du, ich finde es schön, mitanzusehen, wie du das, was ich so gerne erreicht hätte, einfach ablehnst?" Die letzten Worte knurrte ich fast schon. Es war unfair, meinen Frust auf Eulenpfote loszulassen, aber in dem Moment konnte ich einfach nicht anders.

Es beruhigte mich zu wissen, dass ich noch lebte, auch wenn es den Schmerz nicht linderte. Dass Disteljunges mich sehen wollte, wie er sagte, rührte und verwirrte mich in einem Zug. Ich sah ihn unsicher an.
"Du ... wolltest mich sehen?" Flechtenregens Wurf war mir nie geheuer gewesen, vor allem Geisterjunges nicht, doch Distel war mir immer der liebste gewesen. Obwohl er der Unfreundlichste und Abweisendste aus dem Wurf war. Aus irgendeinem Grund hatte er mich immer angezogen und Angst hatte sich mir Faszination für diesen Kater abgewechselt. Nun war er tot und ich würde nie erfahren, was aus uns geworden wäre - wenn es ein "uns" überhaupt jemals gegeben hätte.
Als er mich so unwirsch anfuhr, zuckte ich leicht zusammen.
"Ich ... ich wollte mit dir gemeinsam Schülerin werden!", gab ich etwas patzig zurück.
"Du ... du warst mein Freund - auch wenn du das vielleicht nicht so siehst. Du warst zumindest 6 Monde lang mein Baugefährte! Ich fand es unehrenhaft an dem Tag deines ... deines..." Ich schluckte und schüttelte den Kopf, Tränen traten mir in die Augen.
"Ich vermisse dich...", traute ich mich schließlich zu flüstern und wandte beschämt und traurig zugleich den Blick ab.

Ich schluckte, als ich ihren Schmerz sah und musste mich zusammenreissen. Bei allen anderen hätte ich jetzt weiter darauf beharrt, doch auf Eulenpfote hatte ich noch nie lange wütend sein können. Ich sah zu Boden.
"Ich vermisse dich auch", presste ich hervor und traute mich nicht mehr, hochzublicken.

Ich hatte Angst vor Disteljunges' Reaktion und davor, ihm wieder in die Augen zu blicken, als ich überraschend die Worte hörte, nach denen ich mich gesehnt hatte. Erstaunt sah ich nun doch wieder zu ihm hoch.
"Das tust du?", fragte ich ungläubig nach und sprang dann ohne nachzudenken einen Satz nach vorn, um mich haltsuchend an sein mit Sternen bedecktes Fell zu drücken und seinen vertrauten Duft einzuatmen.

Ich erstarrte, als Eulenpfote sich an mich drückte und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Hilflos stand ich da und bohrte meine Krallen in die Erde und sah auf die Kätzin hinab. Langsam entspannte ich mich. Das fühlt sich gut an...
Vorsichtig leckte ich ihr über den Kopf und genoss ihren Geruch, der sich langsam mit meinem vermischte.